Bernhard von Waging
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Mors

‚Liminalität’ und Transzendentalität

Die Bestimmung und Fixierung der monastischen Identität im Körper des Mönches oder der Nonne wird
dann in radikaler Weise neu instantiiert, wenn der Körper als performative Instanz dieser Identität durch den
Tod transformiert wird und danach eben als ‚toter Körper’ präsent ist. Aus diesem Grund musste das monastische Selbstbewusstsein stets von dieser Transformationsschwelle her konturiert werden, um die fortdauernde Geltung des durch die mönchische Lebensform konstituierten Individuums behaupten zu können.

Im Zusammenhang der monastischen Reformdiskussionen des Spätmittelalters werden zu dieser über die
Schwelle des Todes hinausgreifenden Selbstbestimmung die zum Teil seit der Antike durchgehend verfügbaren
literarischen Gattungen als Muster zur Versprachlichung des im Modus der Erfahrung nicht aussagbaren
Phänomens genutzt. Die entsprechenden Werke sind daher in zweifacher Hinsicht für die Konstitution
der zu beschreibenden Sozialität wirksam: sachlich dienen sie zur Konturierung der monastischen Reformidentität und im literarischen Gestus markieren sie zugleich die Zugehörigkeit zu einem zeitlich umfassenderen gelehrten Diskurs.