Bernhard von Waging
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Diskurs

Bernhards Werk umfasst alle Gattungen, die im philosophisch-theologischen Literaturbetrieb des Spätmittelalters zur Vermittlung von Überzeugungs- und Deutungsmustern genutzt werden. Diese sind für eine medientheoretische Analyse, in der die Vermittlungsvalenz von Traktaten, Briefen und Predigten in einem spezifischen Adressatenkreis bestimmt werden kann, erst noch zu erschließen.

Die Texte repräsentieren mit den in diesen Bildungsräumen betriebenen Diskussionen zugleich deren literarische Referenzpunkte, insofern die Texte aus eigenständigen Darlegungen und kompilierten Zitaten kombiniert sind. Damit dokumentieren sie die klösterlichen Bibliotheksbestände und die unterschiedlichen Lektüren bzw. Rezeptionsmuster der an den jeweiligen Diskursen beteiligten Personen.

Die Überlieferung der Schriften Bernhards von Waging bietet zudem aufgrund ihrer Überlieferungskohärenz die Chance, mit der Edition seiner Werke wiederum deren Rezeptionszusammenhang lesbar werden zu lassen. Die Werke des Bernhard von Waging machen somit im Spiegel der rezipierten Autoren, der Adressaten und Rezipienten ein kommunikatives Netzwerk innerhalb der kirchlichen, monastischen und kulturellen Reformprozesse greifbar. Dessen Etablierung stellt in der spätmittelalterlichen Gesellschaft eine soziologisch beschreibbare Alternative zu bestehenden Kommunikationsgemeinschaften (Universitätsangehörige bzw. deren Fachdisziplinen, Kanonisten, Konziliaristen, Mendikantenorden etc.) dar.

Die lateinische Sprache markiert die entstandenen Texte selbst und die Autoren und Adressaten als Bestandteile bzw. Teilnehmer eines gelehrten Diskurses. In einer sechsfach aufgefächerten Beschreibungssystematik wird das DFG-Projekt „Diskurs und Gemeinschaft“ das kommunikative Netz um Bernhard von Waging in seiner Totalität und Binnendifferenzierung erfassen und darstellen.